KAFFEEFARMER Tomas Edelman Blass · HERKUNFT Mexiko · GEGRÜNDET 1888 · KAFFEEPLANTAGEN Chiripa, Hamburgo, Sonora · HEKTAR 290 · MITARBEITER 80 · ERNTEHELFER 500 · KAFFEEGATTUNGEN Arabica · KAFFEEVARIETÄTEN Bourbon, Pacamara, Catuai, Maragogype, Mundo Novo · AUFBEREITUNG Natural, Pulped Natural, Fully Washed
Die Geschichte der Finca Hamburgo Kaffeefarm ist die Geschichte einer deutschen Familie, die von sehr vielen Rückschlägen geprägt ist und doch knapp 10.000 km von ihrem Ursprung entfernt und über hundert Jahre später sich einen Namen in der Kaffeewelt gemacht hat.
Reisen wir weit bis in das Jahr 1888 zurück, als der deutsche Arthur Edelmann von der mexikanischen Regierung dazu eingeladen wurde, sich in Mexiko niederzulassen um neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Voller Tatendrang entschließt sich der Ingenieur seine Heimat Perleberg zu verlassen und das dicht bewaldete Land in fruchtbare Plantagen umzuwandeln. Unterstützt durch seine Ehefrau und ein kleines Team seiner vertrautesten Mitarbeiter werden erste Erfolge im Kaffeeanbau verzeichnet.
Nach dessen Ableben übernimmt 1933 der 22-jährige Sohn, Harald Bruno Edelmann, die Plantage und kümmert sich um das Erbe seines Vaters. Wie der Vater so der Sohn gelingt es ihm, durch Erfahrungen auf einer Europareise, sehr moderne Technik auf der Finca Hamburgo zu installieren. 1939 wird mit der ersten Güterbahn im Staat Chiapas ein Meilenstein gelegt, die den Arbeitern ermöglicht Güter aus den eher abgelegenen Bereichen der Plantage zu transportieren.
1943 erleidet die Finca Hamburgo einen schweren Schicksalsschlag als Mexiko Deutschland den Krieg erklärt und somit alle Besitze von deutschen Nachkommen, die in Mexiko leben, von der mexikanischen Regierung übernommen werden. Harald Bruno Edelmann, seine Frau und seine drei Kinder sind gezwungen, die Gegend zu verlassen. Sieben Jahre lang verweilt die Familie in Mexiko-Stadt und können erst mit Beendigung des zweiten Weltkrieges das Land der Finca Hamburgo zurück kaufen. Sie kehren in die Gemeinde Tapachula zurück und finden die Plantage herrenlos und verlassen vor.
Ein Neuanfang ist nötig!
Sieben Jahre braucht der Kaffeefarmer um die Finca wieder in alte Pracht zu bringen und auch als 1957 starke Unwetter die Felder verwüsten und den Ertrag vernichten, bleibt Harald auf der Plantage und bemüht sich, alles wieder aufzubauen. 1976 verstirbt Harald Edelmann. Das Erbe, eine Plantage in ausgezeichnetem Zustand, tritt sein Sohn, Eberhard Edelmann Dopp, an. Das Geschäft läuft reibungslos. Eberhard heiratet Barbara Blass, eine Mexikanerin mit deutschen Wurzeln. Familiengetreu wird die Plantage ihr Zuhause, samt drei Kinder: Tomas, Marion und Erich.
Ein weiterer Rückschlag erfolgt 1989 als die Kaffeepreise überraschend in den Keller fallen. Die Plantage ist unter diesen Umständen nicht wie gewohnt zu führen, es folgt ein schwerwiegender Rückschlag für die Familie. Against all odds baut Eberhard Edelmann Blass die Finca wieder auf, ähnlich wie es sein Vater wegen des Krieges und 1957 nach den verheerenden Stürmen tat.
Heute führt sein Sohn Tomas Edelmann Blass erfolgreich in vierter Generation die Kaffeeplantage. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern auf der Plantage. Mittlerweile nehmen auch sein Sohn, Tomas Bruno Edelmann, und Tochter, Miranda Edelmann Toriello, eine Rolle auf der Plantage ein.
2017 kam die erste Ernte, die Bruno's Handschrift trug. Zum aller ersten Mal sahen wir trocken aufbereitete, also natural und pulped natural, Kaffees aus Mexiko! Ein wahres Spektakel, denn so wie alle Südamerikaner (außer Farmer in Brasilien) bleiben sie üblicherweise ihren nassen Aufbereitungen (fully washed) treu.
Im Februar 2020 besuchte uns Tomas Bruno zuletzt, als wir ein Cuptasting veranstaltet haben und ein weiteres Mal bestätigt bekommen haben, dass unsere mexikanischen Kaffees den Farmer faszinieren, denn er lobte unsere Röstung und war froh darüber wie wir mit seiner Arbeit umgehen. Ein wundervolles Erlebnis des direkten Handelns.
Nicht nur dem Kaffee sondern auch der Natur und dem Menschen wird auf der Finca Hamburgo viel Achtung verliehen. Jedem Angestellten wird Wohnhaus mit Strom und Wasser, Kantinen und Sanitärräumen sowie eine medizinische Versorgung gewährleistet. Eine medizinische Grundversorgung sowie eine Klinik mit kontinuierlicher ärztlicher Anwesenheit ist seit der Gründung Teil der Farm, da man sich sorgte, dass das nächstgelegene Krankenhaus mit zwei Stunden Entfernung zu weit weg sei.
Harald Edelmann gründete 1957 eine eigene Grundschule. Die Abraham Lincoln Grundschule hat eine Küche für tägliche Mahlzeiten der Schüler, drei Klassenräume und eine Solarenergie-Anlage. Es werden heute mehr als 60 Schüler unterrichtet. Zur Verbesserung der pädagogischen und kulturellen Aspekte ist man eine Kooperation mit der Musikschule in Tapachula eingegangen. Dort gibt es die Möglichkeit Gesangs und Tanzstunden zu nehmen.
Des Weiteren hat die Familie ein Projekt zur Effektivierung der Abfallwirtschaft auf der Plantage eingeführt, um das Umweltbewusstsein von Gästen, Besuchern und Angestellten durch Präventivmaßnahmen und Kampagnen zu stärken.
Neben zahlreichen Pflanzenarten kann man mehr als 150 Vogel-, Säugetier- und Reptilienarten auf den Kaffeeplantagen beobachten.